Fünf Kinderärzte für 2,5 Millionen Kinder

Das ostafrikanische Land zählt zu einem der ärmsten Länder der Welt. Mehr als fünf Millionen Menschen leben hier, die Hälfte davon sind Kinder. Dem gegenüber stehen insgesamt 150 einheimische und 20 Gastärzte.

Nieren- und Blasensteine

Ernährungs- und Trinkwassermangel bedingt kommt es bei Kindern häufig zu einer Bildung von Nieren und Blasensteinen. Diese werden mittels Ultraschall und Stoßwellen durch ein von der Firma Storz Medical gespendenter Lithotripter behandelt.

Rund 3o Kinder können in einer Woche behandelt werden.

Viele Kinder leiden an Inkontinenz

Leichte Fehlbildungen wie Entwicklungsstörungen
der Harnröhre würden in Europa sofort
operiert werden, in Eritrea führt es dazu, dass schon Kinder an Inkontinenz leiden. Diese Kinder, die stark nach Urin riechen, werden sozial stigmatisiert, dürfen nicht in die Schule, werden häufig von der Familie aus Scham versteckt.

Wir führen rund 40 Operationen pro Einsatz durch und können so dafür sorgen, dass diese Kinder wieder in die Schule gehen können.

Hilfe zur Selbsthilfe - Schulung von Ärzten und Pflegepersonal

Dabei steht Hilfe zur Selbsthilfe im Fokus, denn: Neben der Behandlung der Kinder ist auch die Ausbildung des OP-Pflegeteams sowie die Schulung des Personals und der Eltern auf der Kinderstation zur Verbesserung der post-operativen Pflege wesentlich.

Die Schulungen der Ärzte und des Pflegepersonals werden regelmäßig durchgeführt.

Hilfe aus Österreich - 2x pro Jahr

Drei KinderurologInnen als Hauptoperateure, zwei AnästhesistInnen, zwei Krankenschwestern, ein Assistenzarzt und die Organisationsleitung arbeiten zweimal pro Jahr im IOCCA. Hinter der Abkürzung verbirgt sich das International Operation Center for Children in Asmara.

Das ehemalige Soldatenlazarett, das Italien vor 80 Jahren errichtet hat, wurde von der deutschen NGO „ARCHEMed – Ärzte für Kinder in Not“ zu einem OP-Zentrum ausgebaut. Neben dem österreichischen arbeiten hier auch internationale medizinische Teams abwechselnd über das ganze Jahr.

Ambulante Versorung und Voruntersuchungen

Kinder werden auch ambulant behandelt und für zu einem späteren Zeitpunkt geplante Operationen voruntersucht.  Eltern kommen mit ihren Kindern aus dem ganzen Land ins IOCCA – mit dem Bus oder auch zu Fuß. Sie warten oft überviele Stunden oder campieren über Nacht, bis sie drankommen.

Die Operations-Wartelisten mit kleinen Patienten sind bis 2026 schon ausgebucht.

Das Hilfsprojekt „Pediatric Urology Team Austria for Eritrea“ – Hoffnung für kranke Kinder

Als langjähriger Kollege und Freund von Marcus Riccabona, der unser kinderurologischer Lehrmeister und uns Vorbild war, habe ich ihn auf seinem letzten „Lauf“ während unserer Mission im November 2022 begleitet. Als neuer Obmann unseres Vereins „Paediatric Urology Team Austria for Eritrea“ möchte ich dafür Sorge tragen, dass im Sinne von Marcus Riccabona unser Projekt in Eritrea fortgeführt wird und seine Ideen und Träume weiterleben. Das zusätzlich überraschende Ausscheiden unseres Obmanns und Organisationsverantwortlichen erfordert eine Neuaufstellung unseres Vereins und der Organisation.

Im Team werden wir, die medizinisch Verantwortliche Regina Stredele, die Einsatzorganisationsverantwortliche Brigitte Schobesberger und ich als Obmann die Herausforderungen dieses bisher so erfolgreichen Projektes bewältigen. Jeder, der auf Einsatz in Asmara war und ist, der weiß wie wichtig eine gelungene Kommunikation und respektvoller Umgang sowohl mit den Eritreern als auch im Team ist.

Organisatorisch werden wir uns auf unsere Hauptarbeit konzentrieren, Kindern mit unserer Arbeit zu helfen, ihnen die Chancen auf ein erfolgreiches soziales Leben zu ermöglichen. Es gibt ein klares Konzept für den Ablauf unseres Einsatzes mit definierten Therapiezielen, aber es soll immer das Ziel vor uns sein, die uns anvertrauten Kindern kompetent zu behandeln und jedem von ihnen liebevoll zu begegnen.

Dem Unterricht der Ärzte, dem intensiven Training und der Pflegefortbildung werden wir besonderes Augenmerk schenken, denn die Zukunft gehört den Eritreeern. Mein Fortbildungssprojekt „Teach our Teacher“ für alle Anästhesisten in Eritrea macht Mut und gibt Hoffnung, dass in ähnlicher Weise ein Fortbildungsprogramm, ausgestattet mit guten Ideen und kreativen Ansätzen, auch in der Kinderurologie umsetzbar ist.

Wir werden uns auf die aufwendigen, schwierigen Eingriffe konzentrieren und wie schon begonnen, alles nur Mögliche von unseren ärztlichen Partnern in Eritrea selbst (oder gemeinsam) operieren lassen und einfache Fehlbildungen, die keinen oder nur minimalen Einfluss auf Funktionalität und Lebensqualität darstellen, so zu belassen wie sie sind.

Um unsere Arbeit zu unterstützen und eine breitere Öffentlichkeit anzusprechen, dafür steht unser gemeinnütziger Verein.

Bedanken möchte ich mich im Namen unseres Vereins für die Unterstützung bei allen Sponsoren und Spendern.
Mein besonderer Dank gilt dem Orden der Barmherzigen Schwestern, der Unterstützung durch die Kinderurologische Abteilung des Ordenklinikums Linz und all jenen Menschen, die Zeit sich nehmen, Arbeit auf sich nehmen und mit ihrem Einsatz unsere Mission erst erfolgreich machen.

Johann Blasl

In Memoriam Univ. Doz. Prim. Dr. Marcus Riccabona

Ein großer kinderurologischer Lehrmeister, Wegbereiter, Freund und Ratgeber.

Der Gründer des  „Paediatric Urology Teams Austria for Eritrea“ setzte 2005 die Vision eines Hilfsprojektes für Eritrea um. Als Leiter der kinderurologischen Abteilung des KH der Barmherzigen Schwestern in Linz und Clubpräsident des Rotary Clubs Linz-Altstadt rief er mit Unterstützung der deutschen NGO „Hammer Forum“ (jetzt ArcheMED) sowie dem Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern in Linz ein gelungenes Projekt ins Leben.

Die ersten Einsätze starteten 2005 und finden seit 2007 2 x pro Jahr,  jeweils eine Woche, in Asmara, der Hauptstadt Eritreas, statt.

17 Jahre war Marcus Riccabona in Eritrea tätig und hat während seiner 33 Einsätze vielen Kindern in Eritrea zur Gesundheit verholfen und ihnen die Teilhabe am sozialen Leben ermöglicht. In diesem Zeitraum wurden 4.745 Kinder ambulant betreut, 1260 Kinder operiert, 219 Kinder mit dem Lithotripter behandelt und 32 Kinder mit besonderen Problemen nach Linz geflogen und dort operiert.

Im Rahmen seines einjährigen  Entwicklungshilfe-Einsatzes in einer Missionsstation im heutigen Simbawe  reifte sein Entschluss, Arzt zu werden. „Ich habe so viel Leid gesehen und wollte den Menschen helfen.“

Das Engagement von Marcus war herausragend, seine Ideen wegweisend. Konstant wurde die Infrastruktur verbessert, regelmäßig unterrichtete er Ärzte vor Ort, in der Hoffnung, einheimische Partner als Kinderurologen zu gewinnen. 

Auf seiner letzten Mission in Asmara am 24. November 2022 hat Marcus` Herz versagt.

In seinem Sinne wollen wir sein Werk fortsetzten und werden uns stets an ihn als Vorbild, Lehrer und Arzt erinnern  und ihn als Wegbegleiter und  Freund im Herzen behalten.

Johann Blasl im Namen des gesamten Teams

 

Die Bilanz unserer letzten Einsätze in Eritrea

26. April bis 4. Mai 2024

  • 38 Operationen
  • 31 ESWL-Behandlungen
  • 154 ambulante Untersuchungen

10. bis 18. November 2023

  • 43 Operationen
  • 5 ESWL-Behandlungen
  • 195 ambulante Patienten

22. bis 29. April 2023

  • 37 Operationen
  • 11 ESWL-Behandlungen
  • 140 ambulante Untersuchungen

Eindrücke unserer letzten Eritrea Reise